In Deutschland ist die Wurst und die Wurstherstellung zum Kult geworden: Laut deutscher Statistik werden in Goethes Heimatland trotz der wachsenden Zahl von Vegetariern rund 1500 verschiedene Wurstsorten und andere Fleischprodukte hergestellt! Überzeugen Sie sich selbst: 500 Sorten Rohwürste und Bratwürste, mehr als 800 Sorten Brühwürste und 365 Sorten Halbbrühwürste, darunter 60 Sorten Leberwürste und 50 Sorten Fleischwürste. Eine Auswahl an verschiedenen Wurstsorten ist ein fester Bestandteil des deutschen Frühstücks und Abendessens. Würstchen und Bratwürste werden in Restaurants und zu festlichen Mahlzeiten serviert, an Wochentagen und sogar an Silvester!
Eine deutsche Erfindung!
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Die Vorliebe der Deutschen für Würstchen wurde schon vor mehreren Jahrhunderten bewiesen, denn im Mittelalter kämpften sie auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands manchmal nicht um Geld, sondern um Würstchen und wurden im Falle eines Sieges damit belohnt. Und es ist der Deutsche, der als Erfinder der modernen Wurst aller Art gilt! Johann Georg Laner, ein deutscher Metzger, zog 1804 von Frankfurt, wo er eine Ausbildung zum Metzger absolviert hatte, nach Wien und eröffnete sein eigenes Geschäft – eine Metzgerei. Ein Jahr später präsentierte Laner den Kunden seine Erfindung – eine Wurst, die er „Frankfurter“ nannte, und den Gästen von Wien – „Wiener“.
Interessante Tatsache: Wiener Würstchen gibt es weder in Wien noch in ganz Österreich, denn die Einheimischen kennen sie nur unter dem Namen „Frankfurter“. Aber in Frankfurt am Main und weit über Deutschland hinaus werden die gleichen langen, dünnen Würste „Wiener Würstchen“ genannt.
Das Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt!
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Wer schon einmal in Berlin war, weiß, dass das Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt nicht nur ein Bär, das Brandenburger Tor und das Reichstagsgebäude ist! Das Zauberwort „Carrywurst“ können auch diejenigen lernen, die mit der deutschen Sprache nicht so vertraut sind! Trotz des orientalischen Namens besteht die Carrywurst aus Schweinefleisch mit einem kleinen Anteil Rindfleisch. Ihren Namen verdankt die Wurst der Sauce: Currypulver, süß-saure Worcestersauce und einfacher Ketchup.
In den 50er Jahren erfand Herta Heuwer, die Besitzerin eines Restaurants in West-Berlin, das beliebteste Gericht der billigen Kantinen und Imbissbuden. Während sich die Hamburger mit den Berlinern über die wahre Urheberschaft des Fleischmeisterwerks stritten, ließ sich die weitsichtige Frau Heuwer ihre Kreation 1959 patentieren. Fünfzig Jahre nach diesem denkwürdigen Moment wurde in Berlin ein ganzes Museum eröffnet, das der Currywurst gewidmet ist.
Auch ernsthafte Klassiker sind von der Currywurst nicht verschont geblieben: 2017 haben die Berliner Symphoniker eine Komposition gespielt und aufgenommen, die die Zubereitung dieser Würste vertont!
Wenn sie weiß ist, ist sie bayerisch!
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Die bayerischen Würste sind auch unter dem Namen Weißwurst bekannt geworden, was so viel bedeutet wie „weiße Würste“. Die weiße Farbe verdanken sie dem Schweinefleisch, aus dem sie zu einem Drittel bestehen (die anderen zwei Drittel bestehen aus Kalbfleisch, Petersilie, Zitronenschale, Zwiebel, Pfeffer, Salz, Kräutern und Gewürzen). Weißwürste werden auch Münchner Würstchen genannt, weil ihr Erfinder Moser Zep das Rezept in seiner Münchner Bierstube entwickelt hat. Heute gilt die Leckerei neben dem süßen Senf aus Regensburg als sonntägliche Frühstücksdelikatesse. Die scherzhaften Bezeichnungen „Weißwurstgrenze“ oder „Weißwurstäquator“ werden von manchen sogar zur Abgrenzung Bayerns verwendet.
Die Bayern stehen den Berlinern in der Verherrlichung ihrer Erfindung in nichts nach: Gedichte, gastronomische Abhandlungen und sogar ein internationaler Kongress wurden der Weißwurst gewidmet! Die Zeilen der Weißwursthymne: „Du bist die Königin unter den Würsten, du krümmst dich so schön am Tellerrand. Zieh deinen weißen Mantel aus, öffne deine zarten Schultern“.
Die kleinsten Würstchen Deutschlands!
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Die Nürnberger Rostbratwürstchen halten den Rekord für die kleinste Größe – nur 7-9 cm lang. Doch der Eindruck der Größe trügt! Um diese Würstchenbabys“ zu schützen, wurde 1997 in Nürnberg ein offizieller Schutzverband gegründet. Es galt, die Würste vor unvorsichtigen Metzgern zu schützen: Die Organisation ist für die strikte Einhaltung der Rezeptur und der Herstellungstechnik verantwortlich. Das Hackfleisch wird mit viel Majoran gewürzt und dann gegrillt. Wundern Sie sich nicht, wenn man Ihnen in einem Restaurant sechs, acht, zehn oder zwölf Stück auf einmal auf den Teller bringt – so viel sind die Bayern gewöhnt.
Ehrenpalme: Bratwurst oder Bockwurst?
Das sind die führenden und beliebtesten Würste der Deutschen! Dabei sind sie gar keine typischen regionalen Spezialitäten.
Bratwurst ist eine ganze Gruppe von Würsten (mehr als 70 Sorten!), die zum Braten oder Grillen bestimmt sind. Normalerweise wird sie aus Schweinehackfleisch in einem Naturdarm hergestellt. Serviert wird sie meist mit geschmortem Sauerkraut, Bratkartoffeln oder Kartoffelsalat. An Straßenständen wird die Bratwurst meist mit einem Brötchen, Senf, Ketchup oder Meerrettich serviert.
Die Bockwurst ist ein gekochtes und geräuchertes Würstchen, das vor dem Servieren in heißem Wasser erhitzt wird. Sie hat ihren Namen von der Sorte des starken Märzenbiers (Bockbier), mit dem sie ursprünglich serviert wurde. Die Bockwurst wird gewöhnlich mit Senf gegessen.